Katarina Milavec

(Postojna 1893– Klagenfurt 1989): Unterstützerin der Kärntner PartisanInnen

Auschwitz-Überlebende

Katarina Milavec wurde 1893 in Postojna im heutigen Slowenien geboren und zog als Kind mit ihrer Familie nach Aich/Dob bei Bleiburg/Pliberk.

Die Verfolgung der Kärntner SlowenInnen setzte unmittelbar nach dem „Anschluss“ ein. In einer ersten Verhaftungswelle wurde die intellektuelle und kulturelle Elite der Kärntner SlowenInnen in Konzentrationslager verbracht. Weitere Festnahmen folgten nach dem Überfall Hitler-Deutschlands auf Jugoslawien im April 1941. 1942 begann die Enteignung slowenischer Familien. Viele Kärntner SlowenInnen schlossen sich daraufhin den PartisanInnen an.

In ihren Erinnerungen erzählte Katarina Milavec, dass bei ihrer Familie sowohl PartisanInnen als auch als Partisanen getarnte Bleiburger Polizisten zu Gast waren. Letztere nannten sie „raztrganci“, die „Künstlichen“. Nach einer Denunziation durch eine Nachbarin, dass sie PartisanInnen unterstützt hätten, durchsuchte die Polizei das Haus und verhaftete zunächst Milavec’ Bruder und im Mai 1944 auch Katarina Milavec. Sie wurden von der Gestapo in Klagenfurt verhört und schwer misshandelt. Nach einiger Zeit in Gestapo-Haft wurde Katarina deportiert und in wechselnden Gefängnissen untergebracht, bis sie schließlich zunächst ins KZ Ravensbrück und bald darauf ins KZ Auschwitz verbracht wurde.

Milavec erinnert sich an die Ankunft nach einem tagelangen Zugtransport: „Gegen zwölf Uhr kamen wir am Bahnhof an. Vorne gingen die Männer, hinten die Frauen. Wir waren furchtbar viele, wir schauten hinauf, überall elektrisches Licht, rundherum ein hoher Drahtzaun, unmöglich, die Hand durchzustrecken. Hätte ich es versucht, wäre ich tot gewesen, der Zaun war elektrisch geladen. Maria, wie das stinkt, das werden wir ja nicht aushalten, es stinkt ja so. Es hat gestunken, weil Menschen gebrannt haben. Ich bin mit einer Slowenin aus Eisenkappel etwas weiter hinten gegangen, hinter uns die Wache. Das waren zwei Slowenen, und die haben verstanden, worüber wir beide redeten. Sie fragten: ‚Ihr seid Sloweninnen?‘ ‚Ja.‘ Die beiden waren verlässlich, beide Slowenen, keine Denunzianten, und sie sagten: ‚Menschen brennen.‘ Wir beide haben ja nicht gewusst, dass Menschen brennen, das erzählten uns erst die. Und sie sagten noch: ‚Ihr dürft aber keinem verraten, dass wir das erzählt haben.‘ Dann jagten sie uns in eine Baracke, ausgeschalten das Licht, und dunkel war es. Nur in den Krematorien hat es gebrannt.“

Milavec wurde für Grabungsarbeiten eingesetzt, bis sie schwer erkrankte und beim Appell zusammenbrach. Im Krankenlazarett hatte sie das Glück, von einer slowenischen Ärztin bemerkt zu werden, die sie in einem guten Bett unterbrachte und mit Essen versorgte. Sie wurde anschließend nicht mehr zum Graben geschickt, sondern musste Gummibänder flechten. Den Misshandlungen, der täglichen Gewalt und Willkür war sie weiterhin ausgesetzt: „Ich war zäh und habe mich eigentlich in das Schicksal, früher oder später ermordet zu werden, gefügt.“

Vor der Räumung des Lagers hatte sie neuerlich Glück, dass ein slowenisch sprechender SS-Arzt sie von der Todesliste nahm und in eine Baracke verlegen ließ, die noch belegt blieb. Dort konnte sie sich bis zur Befreiung des Lagers versteckt halten. Katarina Milavec kehrte nach Kärnten zurück und verstarb 1989 in Klagenfurt.

 

 

Literatur und Quellen

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.), Spurensuche. Erzählte Geschichte der Kärntner Slowenen, Wien 1990, S. 329–334.

https://www.doew.at/erinnern/biographien/erzaehlte-geschichte/haft-1938-1945/katarina-milavec-menschen-brennen (23.11.2021).