_erinnern.at_ fördert im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) den Transfer von historischem und methodisch-didaktischem Wissen sowie die Reflexion seiner Bedeutung für die Gegenwart. Neben der Entwicklung von Unterrichtsmaterialien bietet _erinnern.at_ Lehrer*innenfortbildungen zu den Themen Holocaust, Nationalsozialismus und Antisemitismus sowie Rassismus an; neben Schulungen zum Einsatz spezifischer Unterrichtsmaterialien und -plattformen bildet _erinnern.at_ auch zur Integration von Zeitzeug*innen-Gesprächen fort und informiert über die aktuellsten Entwicklungen zur österreichischen Erinnerungspädagogik.

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Pädagogisches Material für Schulen

Zur Vor- und Nachbereitung des Besuchs der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau und der neuen österreichischen Ausstellung unterstützen die Lernmaterialien von _erinnern.at_ Pädagoginnen und Pädagogen mit konkreten Unterrichtsentwürfen und Arbeitsimpulsen für Klassen ab der 10. Schulstufe.

Um eine zielführende und planvolle Begleitung und Integration des Gedenkstätten- und Ausstellungsbesuchs in den Unterricht zu ermöglichen, entwickelte _erinnern.at_ im Auftrag des Bildungsministeriums ein Set an Unterrichtsmaterialien, das themenspezifische Anknüpfungspunkte an die Ausstellung bietet und die Exkursion an die Gedenkstätte in den Unterricht einbettet. Die Materialien entstanden in enger Zusammenarbeit mit den KuratorInnen der Ausstellung und in Kooperation mit dem Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus, der die Neugestaltung der Länderausstellung in Auschwitz organisiert hat und für deren Erhalt zuständig ist.

Inhalte und empfohlene Rahmung des Materialsets

Kern der Unterrichtsmaterialien sind sieben Lernmodule mit themenspezifischen Anknüpfungspunkten zu den Fächern Geschichte und Politische Bildung, aber auch Deutsch, Religion, Bildnerische Erziehung und Musik ab der 10. Schulstufe. Einzelne Modul-Bestandteile des Moduls 5 können bereits ab der 8. Schulstufe zum Einsatz kommen.

Die Lernmaterialien enthalten Lebensgeschichten, Bilder und Objekte, von denen die Schüler*innen einigen auch in der Ausstellung begegnen werden. Darüber hinaus können die Materialien auch unabhängig von einem Besuch der Gedenkstätte im Unterricht angewandt werden.

Die Module widmen sich den Themen Täterschaft, Genozid an den Romnja und Roma bzw. Sintize und Sinti, Widerstand und politische Verfolgung, Antisemitismus und jüdische Häftlinge, Alltag und Überlebensstrategien der Gefangenen sowie Kunst und Musik im Konzentrationslager.

Unabhängig von der themenspezifischen Nachbereitung durch die Module empfehlen wir, den Gedenkstättenbesuch an sich im Unterricht zu reflektieren. Für einen erleichterten Umgang mit Emotionen in diesem Zusammenhang ergänzen flexibel einsetzbare Arbeitsimpulse die Unterrichtsmaterialien. Schließlich rundet ein Begleitheft das Materialset ab: Pädagog*innen bekommen darin Impulse für den Einsatz des Materials, die Planung der Exkursion sowie für die eigene fachliche wie persönliche Vorbereitung.

Die sieben Lernmodule

Jedes Lernmodul enthält eine Vorbereitungs- sowie Nachbereitungseinheit, die mehrheitlich jeweils 50 Minuten umfassen. Modul 2 bietet jeweils Doppelstunden an. Steht der Lehrkraft zur themenspezifischen Vorbereitung des Gedenkstättenbesuchs noch mehr Zeit zur Verfügung, bietet Modul 5 ein zusätzliches Methodenportfolio für 3–4 vorbereitende Unterrichtseinheiten.

Die einzelnen Module bauen nicht aufeinander auf und können entsprechend dem jeweiligen Unterrichtskontext frei gewählt werden. Jedes Lernmodul enthält neben ausführlichen Stundenbildern alle benötigten Texte und Bilder[1] zum Ausdrucken sowie weitere optionale Schwerpunktangebote zur inhaltlichen Vertiefung.

Die Module werden durch ein Glossar ergänzt, in dem die Schüler*innen Begriffe, die in den Arbeitstexten markiert sind, direkt nachschlagen können.

Modul 1: Täterinnen und Täter

Kern des Moduls ist die Auseinandersetzung mit Täter*innenschaft und Verantwortung durch Biografien von Täter*innen. Das System der Konzentrationslager und der NS-Verbrechen wird aus mehreren Perspektiven analysiert und konkrete Aspekte des Massenmords im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau werden dargelegt. Hierbei wird auch der juristische und gesellschaftliche Umgang nach 1945 betrachtet.

Modul 2: Genozid an den Romnja und Roma bzw. Sintize und Sinti

In diesem Modul erarbeiten sich Schüler*innen anhand von Biografien historisches Wissen zur Geschichte und Erinnerung des Genozids an den Romnja/Roma und Sintize/Sinti. Die Lebensgeschichten werden vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Situation von Romnja/Roma und Sintize/Sinti vor, während und nach dem NS analysiert. Gemeinsam werden Fragen der historischen und gegenwärtigen Verantwortung für NS-Verbrechen und ihre Kontinuitäten diskutiert.

Modul 3: Widerstand und politische Verfolgung

Anhand von Lebensgeschichten lernen die Schüler*innen Beispiele für widerständiges Handeln kennen und analysieren Beweggründe, Kontext und Handlungsspielräume. Auch das System der NS-Verbrechen und des KZ Auschwitz-Birkenau wird ausgehend von Biografien thematisiert. Gemeinsam erarbeiten die Schüler*innen eine Typologie des Widerstands. Das Erinnern an die vorgestellten Personen wird in Form von Texten und Zeichen im öffentlichen Raum diskutiert.

Modul 4: Antisemitismus und jüdische Häftlinge

In diesem Modul erarbeiten sich Schüler*innen ein Verständnis der Ereignisse und der Bedeutung des „Anschlusspogroms“. Mithilfe verschiedener Infotexte und dazugehöriger Arbeitsblätter werden die politischen Ereignisse mit individuellen Schicksalen in Verbindung gebracht. So erfassen die Schüler*innen beispielhaft die Bruchlinien, die nach 1945 durch die österreichische Gesellschaft gingen, und erkennen die Strategien und Verhaltensmuster im Umgang mit der NS-Vergangenheit auf individueller und offizieller Ebene.

Modul 5: Alltag und Überlebensstrategien der Gefangenen

Im fünften Modul setzen sich Schüler*innen mit den Lebensbedingungen und Überlebensstrategien der Gefangenen in Auschwitz auseinander. Dabei arbeiten sie mit Objekten aus der österreichischen Ausstellung, Texten eines Auschwitz-Überlebenden und Zeitzeug*innen-Videos. Das Modul enthält zusätzlich auch eine längere Einheit zur Auseinandersetzung mit dem Alltag der Gefangenen. Einzelne ausgewiesene Bestandteile des Moduls eignen sich bereits ab der 8. Schulstufe.

Modul 6: Kunst im Konzentrationslager

Das Modul vermittelt den Schüler*innen über das Thema der künstlerischen Arbeit einen sinnlich-ästhetischen Zugang zur Geschichte des KZ Auschwitz. Anhand von Abbildungen und dazugehörigen Biografien werden sie mit unterschiedlichen Darstellungen und den Hintergründen ihrer Entstehung vertraut. Sie lernen über diese Form der Wahrnehmung einen anderen Blickwinkel auf das Thema KZ Auschwitz kennen, welcher ein tieferes Verständnis für die historische Situation ermöglicht.

Modul 7: Musik im Konzentrationslager

In diesem Modul werden verschiedene Perspektiven auf das Vernichtungslager Auschwitz anhand konkreter Biografien von Musiker*innen bzw. Komponist*innen eingenommen. Im Fokus stehen die Handlungsspielräume der Personen und ihre Beziehung zur Musik und zum NS-Staat. Die Schüler*innen erarbeiten gemeinsam Kontexte und Hintergründe, die dazu führen sollen, das Lagersystem Auschwitz und die Funktion und Bedeutung von Musik im Zusammenhang mit Konzentrationslagern besser zu verstehen.

Das Projektteam zur Entwicklung der Unterrichtsmaterialien von _erinnern.at_

Modulersteller*innen: Louise Beckershaus, Maria Ecker-Angerer, Martin Krist, Peter Larndorfer, Nicole Mairhofer, Maria-Theresia Moritz, Axel Schacht
Evaluator*innen der Module: Irmgard Bibermann, Adeline Heim, Hanna Loch, Christian Mathies, Birgit Pichler, Andreas Schrabauer, Adelheid Schreilechner, Johannes Spies, Eveline Trummer
Autor*innen des Begleithefts: Christian Angerer, Maria Ecker-Angerer, Peter Larndorfer, Martin Krist, Axel Schacht, das Kurator*innen-Team der Ausstellung
Redaktion: Jennifer Barton, Maria Ecker-Angerer, Axel Schacht
Finanzen: Yasemin Cankaya
Lektorat: Ernst Böck
Grafik: Sabine Sowieja
Projektleitung: Jennifer Barton

[1] Hinweis: Trotz intensiver Recherchen konnten nicht alle Rechteinhaber*innen der in den Unterrichtsmaterialien verwendeten Fotos festgestellt werden. Das Bestehen von Rechten Dritter am Bildmaterial kann daher nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Für Rückfragen stehen die Redaktion und erinnern.at gerne zur Verfügung.