Hans Schurz

(St. Salvator bei Friesach 1913 – unbekannt, 1950 für tot erklärt): Grabners Nachfolger

Leiter der Politischen Abteilung Dezember 1943 bis Jänner 1945

Nach der Verhaftung des Chefs der Politischen Abteilung, Max Grabner, im November 1943 wegen eigenmächtiger Tötung von Häftlingen, Bestechlichkeit und Diebstahls wurde sein Stellvertreter Hans Schurz zum Leiter der Politischen Abteilung ernannt. Er hatte schon seit Mai 1943 in der Baracke neben dem Krematorium gearbeitet, in der die Politische Abteilung untergebracht war.

Hans Schurz, geboren am 28. Dezember 1913 in St. Salvator in Kärnten, verfügte wie sein Vorgänger Grabner über wenig Schulbildung, war 1930/31 der HJ in St. Veit an der Glan und gleich danach der SA beigetreten. 1934 kämpfte er beim „Juliputsch“, dem Höhepunkt nationalsozialistischen Terrors in Österreich, Seite an Seite mit seinen späteren Kollegen in der Lager-SS von Auschwitz, Hermann Töfferl und Egon Auffinger. Nach der Niederschlagung des Putsches floh er ebenso wie sie nach Deutschland, um von dort im „Hilfswerk Nord-West“, einer Tarnbezeichnung für die Österreichische Legion, gegen Österreichs Eigenständigkeit zu kämpfen. Am 25. Mai 1937 wurde er in die Kriminalpolizei Berlin aufgenommen. Nach dem „Anschluss“ kehrte er nach Wien zurück, arbeitete zunächst bei der Gestapo Wien und danach bei der Gestapo in Chorzów/Königshütte in Polen. 1940 wurde er zum SS-Untersturmführer und Kriminal-Oberassistenten ernannt, im Mai 1943 folgte die Versetzung nach Auschwitz.

Die Politische Abteilung war nicht dem KZ-Kommandanten, sondern direkt dem Reichssicherheitshauptamt unterstellt, sie gehörte zum Kommandanturstab des KZ. In ihre Zuständigkeit fiel die Einäscherung der Leichen sowie in ihrer Funktion als Lager-Standesamt der Eintrag in die Sterbebücher. Die erkennungsdienstliche Aufnahme der Häftlinge sowie Überwachung, Ermittlungen, Vernehmungen und nachrichtendienstliche Aufgaben im Sinne einer Lagerpolizei gehörten ebenso zu ihren Zuständigkeiten. Auch der berüchtigte Block 11 unterstand der Politischen Abteilung. Für die Häftlinge bedeutete dies standgerichtliche Verfahren, Folter und Ermordung. Ab Sommer 1944 wurde auf Befehl von Schurz mit der Vernichtung der Beweismittel für die Verbrechen von Auschwitz begonnen.

Beim letzten Evakuierungstransport kurz vor der Befreiung war Schurz noch im Lager. Heinrich Dürmayer gab im Frankfurter Auschwitz-Prozess zu Protokoll, dass bei diesem Anlass noch die Frage gestellt wurde, ob nun alle Häftlinge weg seien, was Dürmayer bejahte. Tatsächlich hatten sich viele versteckt, um nicht im letzten Moment ermordet zu werden. Hans Schurz flüchtete wie die gesamte Lager-SS vor der Roten Armee, wurde zunächst kurz zur SS-Polizei-Panzer-Grenadier-Division und im März 1945 zum Kommandantur-Stab des KZ Mittelbau-Dora versetzt. Der weitere Weg von Hans Schurz liegt im Dunkeln: Angeblich flüchtete er aus englischer Gefangenschaft und tauchte unter. 1950 wurde er für tot erklärt.

Literatur

Aleksander Lasik, Die Organisationsstruktur des KL Auschwitz. In: Aleksander Lasik, Franciszek Piper, Piotr Setkiewicz, Irena Strzelecka, Auschwitz 1940–1945. Studien zur Geschichte des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz. Band I: Aufbau und Struktur des Lagers., Oświęcim 1999, S. 201.

Ernst Klee, Auschwitz. Täter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde. Ein Personenlexikon, Frankfurt am Main 2013, S. 369 f.

Frankfurter Auschwitz-Prozess „Strafsache gegen Mulka u.a.“, 4 Ks 2/63, Landgericht Frankfurt am Main, 58. Verhandlungstag, 22.6.1964, Vernehmung des Zeugen Heinrich Dürmayer.