Fritz Löhner-Beda

(Wildenschwert/Ústí nad Orlicí, Böhmen 1883 – Auschwitz 1942): „Oh Buchenwald, ich kann dich nicht vergessen“

Der Librettist des Buchenwald-Lieds in Auschwitz

Fritz Löhner-Beda (1883 – 1943), Foto: Karl Winkler
ÖNB

Fritz Löhner wurde am 24. Juni 1883 als Bedřich (= Friedrich) Löwy im böhmischen Wildenschwert geboren. Die Familie zog 1888 nach Wien, rund ein Jahrzehnt später änderte sie ihren Nachnamen offiziell auf „Löhner“. Fritz Löhner studierte Rechtswissenschaften, promovierte 1908 und war zunächst, meist unter dem Pseudonym Beda, neben seiner Arbeit in einer Anwaltskanzlei als freier Schriftsteller tätig. Neben Sketchen, Gedichten und Satiren verfasste er Beiträge für mehrere Zeitungen und Zeitschriften und war Hausdichter der Kabaretts „Hölle“, „Fledermaus“ und „Simplicissimus“. Außerdem war er leidenschaftlicher Fußballer und als solcher 1909 Gründungsmitglied und erster Präsident des Wiener Sportvereins Hakoah.

1910 verfasste er sein erstes Libretto, ab 1916 arbeitete er mit Franz Léhar zusammen und war daneben auch Drehbuchautor für Stummfilme. 1918 wurde er, damals 34-jährig, zum Kriegsdienst eingezogen. Zwar erreichte er den Offiziersrang, wurde jedoch aufgrund seiner Erlebnisse zum Kriegsgegner.

Nach dem Ersten Weltkrieg erreichte seine Karriere, nun unter dem Namen Löhner-Beda, ihren Höhepunkt: Er wurde zum bedeutendsten Schlagertexter im deutschsprachigen Raum, zum viel gefragten Librettisten und Star des deutschsprachigen Entertainments der 1920er- und 1930er-Jahre. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Co-Autoren wie Alfred Grünwald, Ludwig Herzer, Victor Léon und Franz Léhar sowie Paul Abraham als Komponisten entstanden Operettenklassiker wie „Das Land des Lächelns“, „Giuditta“, „Viktoria und ihr Husar“ und „Die Blume von Hawaii“. Aus „Das Land des Lächelns“ stammt auch sein wohl berühmtester Schlager, „Dein ist mein ganzes Herz“, den er seiner zweiten Ehefrau – seine erste Ehe war 1925 geschieden worden – Helene, geb. Jellinek widmete. 1934 wurde er Vizepräsident der „Österreichischen Gesellschaft für Autoren, Komponisten und Musikverleger“ und gelangte durch seine Arbeit für das „Jüdisch-Politische Cabaret“ Oscar Tellers ins Visier der Nationalsozialisten.

Sofort nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich wurde Fritz Löhner-Beda am 13. März 1938 verhaftet und am 2. April mit dem so genannten Prominententransport ins KZ Dachau deportiert. Von dort wurde er am 22. September 1938 ins KZ Buchenwald überstellt, wo er bis 1942 inhaftiert blieb. In seiner Haft in Buchenwald verfasste er den Text zu dem von Hermann Leopoldi komponierten „Buchenwald-Lied“, ein Marsch, der die Häftlinge beim Ein- und Auszug aus dem Lager begleitete:

„Wenn der Tag erwacht, eh’ die Sonne lacht,
die Kolonnen ziehn zu des Tages Mühn
hinein in den grauenden Morgen.
Und der Wald ist schwarz und der Himmel rot,
und wir tragen im Brotsack ein Stückchen Brot
und im Herzen, im Herzen die Sorgen.

O Buchenwald, ich kann dich nicht vergessen,
weil du mein Schicksal bist.
Wer dich verließ, der kann es erst ermessen,
wie wundervoll die Freiheit ist!
O Buchenwald, wir jammern nicht und klagen,
und was auch unser Schicksal sei,
wir wollen trotzdem ja zum Leben sagen,
denn einmal kommt der Tag: dann sind wir frei!

Und das Blut ist heiß und das Mädel fern,
und der Wind singt leis, und ich hab’ sie so gern,
wenn treu sie, ja, treu sie nur bliebe!
Und die Steine sind hart, aber fest unser Tritt,
und wir tragen die Picken und Spaten mit
und im Herzen, im Herzen die Liebe.

O Buchenwald, ich kann dich nicht vergessen …

Und die Nacht ist kurz, und der Tag ist so lang,
doch ein Lied erklingt, das die Heimat sang:
wir lassen den Mut uns nicht rauben.
Halte Schritt, Kamerad, und verlier nicht den Mut,
denn wir tragen den Willen zum Leben im Blut
und im Herzen, im Herzen den Glauben.

O Buchenwald, ich kann dich nicht vergessen …“

Am 17. Oktober 1942 wurde er ins KZ Auschwitz verbracht und in Auschwitz III-Monowitz inhaftiert. Dort musste er in den Buna-Werken der IG Farben Zwangsarbeit leisten. Mit 59 Jahren wurde er 4. Dezember in der Fabrik erschlagen. Seine Frau Helene und seine beiden Töchter wurden 1942 nach Minsk deportiert und im Vernichtungslager Maly Trostinez ermordet.

1960 wurde im 12. Wiener Gemeindebezirk die „Löhnergasse“ nach Fritz Löhner-Beda benannt.

Literatur

Barbara Denscher, Helmut Peschina, Kein Land des Lächelns. Fritz Löhner-Beda 1883–1942. Eine biographische Annäherung an einen der bedeutendsten Wegbereiter der deutschsprachigen Unterhaltungskultur, Wien 2002.

Günther Schwarberg, Dein ist mein ganzes Herz, Göttingen 2002.

Eintrag zu Fritz Löhner in: Österreichisches Musiklexikon online, https://www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_L/Loehner_Fritz.xml