Freddie Knoller

(Wien 1921): Leben auf der Flucht

„Jedes Ereignis in meiner Geschichte führt nach Auschwitz“

Das Knoller-Trio: Freddie Knoller mit seinen Brüdern Eric (Violine) und Otto (Klavier)
Privatarchiv Fred Knoller

Alfred (Freddie) Knoller wurde am 17. April 1921 als jüngster von drei Söhnen in eine jüdische Mittelschichtfamilie geboren. Er erlebte eine glückliche Kindheit, lernte Cello, sammelte Briefmarken und besuchte wie seine zwei Brüder das Gymnasium. Die drei Brüder Freddie, Erich und Otto traten zusammen musizierend als „Das Trio der Brüder Knoller“ auf. 1934 feierte Freddie Knoller noch seine Bar Mitzwa im Polnischen Tempel in Wien.

Sofort nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich versuchten Alfreds Eltern David und Marja Knoller, ihre Kinder in Sicherheit zu bringen. Sie selbst, 53 und 56 Jahre alt, blieben in Wien, wurden über Theresienstadt nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Freddie Knoller konnte sich im Dezember 1938 nach Belgien retten, wo er in einem Lager für jüdische Flüchtlinge unterkam. Nach der Besetzung Belgiens 1940 floh er weiter nach Frankreich. Kurz lebte er in der unbesetzten Zone in Gaillac bei Verwandten, ging allerdings bald nach Paris. Dort lebte er unter falschem Namen als Robert Metzner und verdiente sich seinen Lebensunterhalt als Guide für die deutschen Besatzer im Rotlichtviertel. Nach einer gefährlichen Kontrolle durch die Gestapo floh er 1943 ein weiteres Mal. In Südfrankreich schloss sich Freddie Knoller der Résistance an und versteckte sich in den Bergen. Nach mehreren Monaten wurde er verraten, von der Gestapo festgenommen und gefoltert und, als seine jüdische Identität entdeckt worden war, am 7. Oktober 1943 von Drancy nach Auschwitz deportiert.

Der Mensch, der in Drancy in den Viehwaggon stolperte, verlor ein für alle Mal seine Jugend und seine Naivität. Die Nazi-Maschinerie der Degradierung begann für mich im vollgestopften Viehwaggon, und auch wenn diese Erfahrung nur eine Einleitung zu Auschwitz gewesen ist, so war es doch eine lehrreiche. Als ich in Auschwitz ankam, war ich so erschöpft, dass ich kaum bemerkte, wie bizarr es war, bei der Ankunft Musik zu hören, gespielt von Häftlingen in Pyjamas, an einem Ort, an dem schwarz-uniformierte SS-Männer, Wachtürme und Stacheldraht die Szenerie beherrschten.

Freddie Knoller wurde in Auschwitz III-Monowitz interniert, wo er in den Buna-Werken der IG Farben Zwangsarbeit leisten musste und durch die Hilfe eines französischen Mithäftlings überlebte. Am 17. Jänner 1945, zehn Tage vor der Befreiung von Auschwitz, wurde er evakuiert, gelangte mit einem Todesmarsch nach Mittelbau-Dora und schließlich nach Bergen-Belsen, wo er am 15. April 1945 befreit wurde.

Zurück in Frankreich, traf Freddie Knoller seinen Bruder Erich, der US-Soldat war. 1947 emigrierte er in die USA, wo er seine Frau, die aus Großbritannien stammte, kennenlernte und heiratete. Auf ihren Wunsch zog das Paar 1952 nach Großbritannien, wo Freddie Knoller noch heute lebt. Er tritt regelmäßig als Zeitzeuge auf und hat zwei Bücher über sein Leben verfasst.

Literatur

Freddie Knoller, John Landaw, Desperate Journey. Vienna – Paris – Auschwitz, London 2002.

Freddie Knoller, Living with the Enemy. My Secret Life on the Run from the Nazis, London 2005.

Interview mit Freddie Knoller, The Wiener Holocaust Library: https://www.theholocaustexplained.org/freddies-interview/

Lebensgeschichtliches Interview mit Freddie Knoller, 2007. Archiv des Fritz Bauer Instituts, Norbert Wollheim Memorial; online: http://www.wollheim-memorial.de/de/freddie_knoller#_edn1

Lucy Wallis, The Jew who got a job offer from the Nazis. BBC News, 20. Jänner 2015; online: https://www.bbc.com/news/magazine-30811763

Resistance Fighter, Holocaust Survivor Freddie Knoller BEM is 100. Jewish Care, 15. April 2021; online: https://www.jewishcare.org/news/1605-resistance-fighter-holocaust-survivor-freddie-knoller-bem-is-100