Fred Terna

(Wien 1923 – New York City 2022)

„Alles, was ich male, hat mit Auschwitz zu tun“

Fred Terna (rechts) mit seinem Bruder Thomas
Mit freundlicher Genehmigung des Leo-Baeck-Instituts, New York

Frederick Terna wurde am 8. Oktober 1923 als Friedrich Arthur Taussig in Wien geboren, doch schon 1927 zog er mit seinem Bruder Thomas und seinen Eltern nach Prag, wo sein Vater für eine Schiffs-Rückversicherung arbeitete und seine Söhne zunächst die Pflichtschule absolvierten und schließlich ins Gymnasium gingen. Daheim sprachen sie Deutsch und Tschechisch. Nachdem 1932 seine Mutter an einer Lungenentzündung gestorben war, änderten sich die Wohnverhältnisse. Der alleinerziehende Vater engagierte zunächst Kindermädchen für seine Söhne und gab sie schließlich zu einer nichtjüdischen Familie in der Nachbarschaft, die auf die Kinder aufpasste. 1939, nach dem Einmarsch der Wehrmacht in der Tschechoslowakei, wurde Fred Terna der Schule verwiesen, eine weitere Ausbildung blieb ihm verwehrt.

Durch seinen Vater mit falschen Papieren versorgt, tauchte Fred Terna zunächst in einem Dorf in der Nähe von Prag unter, wurde jedoch 1941 von der Gestapo verhaftet und am 3. Oktober im Arbeitslager Linden bei Deutsch-Brod (heute Havlíčkův Brod) interniert. Dort verrichtete er als jüngster Lagerinsasse bis 1943 Zwangsarbeit. Als das Lager aufgelöst wurde, wurde er nach Theresienstadt deportiert, wo er bis 1944 blieb. Im KZ Theresienstadt begann Fred Terna zu zeichnen. Im September 1944 wurde er schließlich nach Auschwitz gebracht.

„(U)m die Zeit, das heißt, Ende 1944, konnte man schon die Front hören. Das heißt, in der Nacht konnte man das Donnern von der Artillerie hören. Es war kein Zweifel, dass die Russen in der Richtung kommen würden. Und Auschwitz wurde geschlossen.

Fred Terna wurde mit dem Zug aus Auschwitz evakuiert und gelangte anschließend in den Dachauer KZ-Außenlagerkomplex Kaufering bei München, wo die Häftlinge für die nationalsozialistische Rüstungsproduktion in der Endphase des Krieges eingesetzt wurden.

Kaufering war das schwerste Lager, in welchem ich war. Das heißt, lange, lange Stunden schwere Arbeit, langes Marschieren, kaum je genug Schlaf, und fast nicht genug zum Essen. Garantierter Tod innerhalb von drei, vier Monaten.

Im April 1945 erkrankte Fred Terna an Typhus und wurde mit den anderen Häftlingen ein weiteres Mal evakuiert. Als sein Transport von der alliierten Luftwaffe angegriffen wurde, versuchte er die Flucht, wurde jedoch aufgegriffen und nach Kaufering I – Landsberg gebracht. Dort befreiten ihn die amerikanischen Streitkräfte.

Als einzig Überlebender seiner Familie kehrte er 1945 nach Prag zurück und heiratete dort seine Jugendliebe Stella Horner, die ebenfalls die Shoah überlebt hatte. 1946 verließ das Ehepaar Prag und ging nach Paris, wo Fred Terna unter anderem an der Kunsthochschule Académie de la Grande Chaumière und der Académie Julian studierte. 1952 emigrierte das Ehepaar Terna über Kanada in die USA. Die traumatische Erfahrung der Lagerzeit, die er künstlerisch verarbeitete, belastete seine Ehe schwer. Stella und Fred Terna wurden 1975 geschieden. Danach lebte er mit seiner zweiten Frau Rebecca Shiffman und seinem Adoptivsohn Daniel als Maler in New York City, wo er am 8. Dezember 2022 starb.

Quellen und Literatur

Interview der Austrian Heritage Collection (2008–2009) mit Transkript: https://austrianheritagearchive.at/de/interviews/person/589

https://frederickterna.com/about

Julia Mayer, Painting Resilience: The Life and Art of Fred Terna, Irvine 2020.

Nachruf auf Fred Terna in der New York Yewish Week: https://www.jta.org/2022/12/09/ny/holocaust-survivor-and-painter-frederick-terna-dies-at-99