Franz Reisz

(Wien 1909 – New York City 1984)

Gezeichnete Zeugnisse von Auschwitz

Franz Reisz wurde am 3. April 1909 in Wien geboren. Nach seiner künstlerischen Ausbildung lebte und arbeitete er als Grafiker in Wien. Kurz nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich heiratete er am 31. Mai 1938. Gemeinsam mit seiner Frau Lili, geb. Safir blieben sie bis Juni 1939 in Österreich, bis schließlich die Flucht nach Paris gelang. Nach Ausbruch des Krieges wurde Franz Reisz verhaftet und im französischen Lager Beaune-la-Rolande und später Meslay-du-Maine interniert. Nachdem das deutsche Außenministerium vom Vichy-Regime die Auslieferung von Jüdinnen und Juden verlangt hatte, verbrachte man ihn am 11. Mai 1942 in das Durchgangslager Pithiviers, von wo aus er am 25. Juni 1942 nach Auschwitz deportiert wurde. Seine Häftlingsnummer war 42447 A.

Im KZ Auschwitz arbeitete Franz Reisz in der Schreibstube. Da er als Künstler bekannt war, zeichnete er für die SS. Außerdem fertigte er einige Zeichnungen von Häftlingen an. Im Jänner 1945 wurde er aus Auschwitz evakuiert und in das KZ Mauthausen verbracht. Im Mai 1945 wurde er in dessen Außenlager Ebensee befreit.

Die Zeit nach seiner Befreiung verbrachte Franz Reisz in verschiedenen Krankenhäusern in Frankreich, wo er auch seine künstlerische Arbeit wieder aufnahm. Seine Arbeiten zeigen vor allem Szenen aus dem KZ Auschwitz, die er in all ihrer Brutalität darstellte. Einige dieser Zeichnungen werden daher auch in der Dauerausstellung des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau gezeigt.

Nach dem Krieg konnte Franz Reisz auch wieder Kontakt zu seiner Frau aufnehmen. Lili Reisz war in Paris zurückgeblieben, konnte jedoch 1940 in die USA flüchten und lebte bei ihrem Bruder Leopold Safir in New York. Nachdem sie erfahren hatte, dass ihr Ehemann die Shoah überlebt hatte, besorgte sie ihm ein Visum für die USA, wohin Franz Reisz 1946 emigrierte. In diesem Jahr veröffentlichte er auch seine Zeichnungen in einer Publikation zu Zeugnissen aus dem KZ Auschwitz. Franz Reisz starb im März 1984 in New York City. Lili Reisz vermachte Dokumente, Briefe sowie ein Skizzenbuch ihres Mannes dem United States Holocaust Memorial Museum in Washington, D.C.

Quellen und Literatur

Claudette Bloch u.a. (Hrsg.), Témoignages sur Auschwitz. Mit einem Vorwort von Jean Cassou und Zeichnungen von François Reisz. Édition de l’Amicale des Déportés d’Auschwitz, Paris 1946.

Skizzenbuch Franz Reisz’ im United States Holocaust Memorial Museum: https://collections.ushmm.org/search/catalog/irn21623

Franz Reisz Art Collection Documenting Holocaust Given to Museum. In: United States Holocaust Memorial Museum Newsletter, 2. Oktober 1990.

Sibylle Goldmann, Myrah Adams Rösing, Kunst zum Überleben – gezeichnet in Auschwitz, Ulm 1989.