Entstehungshintergrund der Datenbank zu Häftlingen in Auschwitz

Die in der Datenbank der nach Auschwitz deportierten Österreicherinnen und Österreicher (kurz: Datenbank zu Häftlingen in Auschwitz) derzeit aufgelisteten biografischen Informationen zu 17.525 Personen basieren auf den Daten des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW) zur namentlichen Erfassung von österreichischen NS-Opfern. Diese Daten sind wiederum in mehreren Datenbanken erfasst: in der Datenbank zu den Holocaust-Opfern, in der zu den Opfern politischer Verfolgung sowie in der zu den Sinti und Roma. Seit 1992 bemüht sich das DÖW um empirisch abgesicherte Quantifizierungen zu Verfolgung und Widerstand in den Jahren 1938 bis 1945. Die publizierten und online zugänglichen Datenbanken zu ermordeten Opfern, die mit Fotos und Dokumenten ergänzt wurden, dienen auch als Gedenkbücher, die den Opfern ihre Namen und damit ihre Individualität zurückgeben sollen.

Die Basisdaten des DÖW

Die Datenbank zu österreichischen Holocaust-Opfern des DÖW umfasst biografische Angaben zu rund 64.500 in der Shoah ermordeten Personen. Die namentliche Erfassung der Opfer politischer Verfolgung zeichnet wiederum die biografischen Angaben zu etwa 10.000 österreichischen Todesopfern nach. Zu den österreichischen NS-Opfern unter den Roma und Sinti finden sich rund 9.500 Personen. Aufgenommen wurden Personen mit österreichischer Staatsbürgerschaft, mit einem Geburtsort auf dem Gebiet des heutigen Österreich oder Personen, die vor 1938 über die Dauer von zehn Jahren in Österreich wohnhaft waren.

In die Datenbanken des DÖW flossen Informationen aus zahlreichen österreichischen und internationalen Archivbeständen ein. Die biografischen Details sind personenbezogen abrufbar. Je nach Opfergruppe sind dabei unterschiedliche Bestände von Bedeutung. So sind bei der namentlichen Erfassung der Holocaust-Opfer die Deportationslisten der „Judentransporte ab Wien“ sowie jene von Transporten aus den Ländern, in die österreichische Jüdinnen und Juden nach 1938 geflohen waren, aufgenommen worden. Hinzu kamen mehrere Dutzend weiterer Bestände aus österreichischen Archiven (z.B. die „JOINT-Kartei“ der IKG Wien, Amtsblätter mit Todeserklärungen, Gestapo-Kartei, Akten des Hilfsfonds, Opferfürsorgeakten, Unterlagen der Vermögensverkehrsstelle etc.) sowie Häftlingskarteien und Zugangs- und Sterbebücher jener Ghettos und Konzentrationslager, die für die Verfolgung und Ermordung der österreichischen Jüdinnen und Juden von zentraler Bedeutung waren.[1]

Bei der namentlichen Erfassung der Opfer politischer Verfolgung bildeten die Bestände der Politischen Polizei, der Justiz, des Strafvollzuges sowie der Konzentrationslager die Quellenbasis. Für den Bereich der Polizei flossen vor allem die Tagesrapporte und die Erkennungsdienstliche Kartei der Staatspolizeileitstelle Wien der Geheimen Staatspolizei in die Datenbank ein.[2] Im Justiz- und Strafvollzugsbereich standen die Akten des Volksgerichtshofs sowie jene der Sondergerichte in den Sprengeln der Oberlandesgerichte Wien, Linz, Graz und Innsbruck im Fokus. Zusätzlich bildeten Quellenbestände aus der Nachkriegszeit wie z.B. die Personalakten des KZ-Verbandes oder die Bestände der Opferfürsorgebehörden der österreichischen Bundesländer eine wichtige Basis. Bei den Konzentrationslagern wiederum kamen neben den Zugangs-, Abgangs- und Totenbüchern auch Bestände zum Zwangsarbeitseinsatz von KZ-Häftlingen zur Anwendung.[3]

Bei der namentlichen Erfassung der Opfer unter den Sinti und Roma sind vor allem die Bestände der Konzentrationslager in die DÖW-Datenbank eingeflossen – allen voran das Sterbebuch von Auschwitz (München 1995) sowie das „Gedenkbuch. Die Sinti und Roma im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau“ (München 1993). Neben weiteren Häftlingsdatenbanken der Konzentrationslager sind die Erkennungsdienstliche Kartei und die Tagesrapporte der Gestapoleitstelle Wien, in denen österreichische Sinti und Roma erfasst wurden, berücksichtigt worden.

Zukünftig recherchierte Änderungen und Ergänzungen zu personenbezogenen Daten österreichischer Häftlinge in Auschwitz werden zwischen dem DÖW und dem Nationalfonds regelmäßig abgeglichen und in die Datenbank integriert.

Für die Datenbank zu Häftlingen in Auschwitz wurden, neben den persönlichen Daten der ermordeten österreichischen Häftlinge, die in der öffentlich zugänglichen Online-Datenbank des DÖW angeführt sind, auch die Überlebenden erfasst, wodurch erstmals ein Gesamtüberblick der Personen mit Österreichbezug in Auschwitz ermöglicht wird. Es sind somit all jene Personen erfasst, die im Zuge ihrer Verfolgung im Konzentrationslager Auschwitz inhaftiert waren und dieses überlebt haben bzw. dort ermordet wurden.

Datenbankstruktur und -suche

Die Datenbank zu Häftlingen in Auschwitz besteht aus Datensätzen, die biografische Informationen zu Einzelpersonen oder Personengruppen über deren Herkunft, Wohnorte, Deportation nach und von Auschwitz bzw. über deren Ermordung bzw. Überleben beinhalten. Folgende Datenfelder sind darin erfasst: Name, Mädchenname, Vorname, Geschlecht, Geburtsdatum, Geburtsort, Beruf, Wohnort 1938, letzter Wohnort, Schicksal, Zugangsdatum, Zugang von, Abgangsdatum, Abgang nach, Todesdatum, Todesort und „Memo“ (siehe dazu weiter unten).

Zu beachten ist, dass die Basisdaten des DÖW aus zahlreichen Quellen zusammengestellt wurden, die wiederum unterschiedliche Schreibvarianten, Sonderzeichen, Datumsangaben, Abkürzungen etc. enthalten können. Eine Hierarchisierung dieser Quellen wurde mit der DÖW-Datenbank abgestimmt und in die Datenbank zu Häftlingen in Auschwitz übernommen. Darüber hinaus weichen diese quellenbasierten Informationen nicht selten von heute üblichen Schreibweisen ab.

Als Hilfestellung zur Recherche und um eine möglichst treffsichere Suche zu „letzter Wohnort“ vor der Deportation zu erlangen, wurde in diesem Datenfeld in die Basisdaten des DÖW dort eingegriffen, wo eine Aktualisierung der Wohnadresse als hilfreich angesehen wird. Mithilfe von eckigen Klammern wurden aktuelle Orts- und Straßenbezeichnungen samt Sonderzeichen ergänzt. Angaben zur Region (Kreis, Département, Bundesland etc.), zu Hotels und anderen Aufenthaltsorten wurden beibehalten und stehen in runder Klammer. Wo es keine Angabe zur Region oder zum Aufenthaltsort gibt, wurde diese nicht ergänzt. Ein Auffinden der Adressen ist über eine Online-Adresssuche in den gängigen Suchmaschinen und Online-Karten möglich. Wo diese Aktualisierung der Adresse nicht möglich war, findet sich der Zusatz „[historische Adresse]“.

Eine inhaltliche Suchabfrage ist zu den Feldern Familienname, Vorname, Geburtsdatum, Beruf, Wohnort 1938 und letzter Wohnort möglich.

Erläuterungen zu den Datenfeldern

Die Inhalte der angeführten Datenfelder folgen einer jeweils eigenen Genese, sind sie doch zumeist aus verschiedenen Quellenbeständen entnommen.

Im Folgenden werden in einer Aufzählung die Besonderheiten der einzelnen Datenfelder angeführt:

NACHNAME: Enthält den zum Zeitpunkt der Verfolgung gültigen Familiennamen. Abweichende Namensschreibungen werden in runder Klammer ergänzt. Auch „recte/false“- sowie „vel“-Versionen werden angeführt. In den Matriken zu jüdischen Namen aus Galizien verbindet das Wort „recte“ den Familiennamen des Vaters und den Familiennamen der Mutter, sofern die Kinder als unehelich eingestuft wurden. Bei umgekehrter Reihenfolge wurden die Namen durch „false“ verbunden. Bei Vulgonamen (Genanntnamen) wird die Abkürzung „vel“ verwendet. Für zwei Eintragung („Ko.. Michael, 09.04.1921“ und „Wein.. [Weiningen?] Rudolf, 25.07.1939“ ist der Familienname nicht gesichert. Diese Datenunsicherheit wird mit zwei Punkten nach dem bekannten Namensteil angezeigt.

MÄDCHENNAME: Die Geburtsnamen bei Frauen werden angeführt, soweit diese in den Quellen angegeben sind.

VORNAME: Enthält die zum Zeitpunkt der Verfolgung gültigen Vornamen. Abweichende Schreibungen des Vornamens werden in runder Klammer ergänzt. Die Zwangsnamen „Sara“ und „Israel“ werden nicht angeführt, da sie unter gesetzlichem Zwang der Nationalsozialisten angegeben werden mussten.

GEBURTSDATUM: Datumseintrag laut zuverlässigster Quelle; bruchstückhafte Angaben werden nicht angeführt. Alternative Geburtsdaten werden im Feld „Memo“ ergänzt.

GEBURTSORT: Eintrag laut Quelle; offensichtliche Schreibfehler wurden stillschweigend korrigiert; eine Vereinheitlichung der Schreibweisen wurde nicht durchgeführt.

BERUF: Der Eintrag erfolgte, soweit in den Quellen angegeben; die Angabe muss nicht immer dem tatsächlich ausgeübten Beruf entsprechen; teilweise wurden auch Notberufe bzw. eine Zwangsbeschäftigung angegeben. Die Schreibweise wurde in einigen Fällen an die geläufige Orthografie angepasst.

ADRESSE 1938: Wo vorhanden, wurde der „ordentliche Wohnsitz“ 1938 angegeben; Hauptquelle ist die Auswandererkartei der IKG Wien; aber auch eine Reihe weiterer Quellen wie Akten der Opferfürsorge, des KZ-Verbandes, des Hilfsfonds bzw. Todeserklärungen etc. wurden berücksichtigt. Bei historischen Straßenbezeichnungen wurden, soweit möglich, die heutigen Bezeichnungen in eckigen Klammern ergänzt.

ADRESSE VOR DEPORTATION: Letzte bekannte Wohnadresse (Ort, Straße und Haus- bzw. auch Wohnungsnummer); bei den Transporten ab Wien sind dies oft die Adressen der Sammelwohnungen, ansonsten die Adresse im Ausland, von wo aus die Deportation erfolgte. Die Schreibweise und Reihenfolge bei Orten außerhalb des deutschen Sprachraums wurde einzeln überprüft und so vereinheitlicht, dass Ort und Straßenbezeichnung über Online-Karten auffindbar sind.

NACH AUSCHWITZ VERBRACHT VON: Abgangsort des Transports nach Auschwitz.

DATUM: Nachdem die Quellen für die Transporte in vielen Fällen nur eine annähernde Datierung erlauben, handelt es sich bei diesem Eintrag zumeist um das Abgangsdatum des Transports nach Auschwitz. Das tatsächliche Zugangsdatum kann je nach Abgangsort mehrere Tage danach liegen.

VON AUSCHWITZ VERBRACHT NACH: Zielort der Überstellung aus Auschwitz.

DATUM: Das tatsächliche Abgangsdatum der Evakuierungstransporte aus Auschwitz ist nur in Ausnahmefällen bekannt. Bei dem Eintrag in diesem Feld handelt es sich zumeist um das Zugangsdatum im nächstfolgenden Lager. Dies erklärt auch Einträge, die nach der Befreiung von Auschwitz liegen.

SCHICKSAL: Eintrag „L“ für Überlebende; ein „T“ für Personen, deren Sterbedatum und -ort bekannt sind sowie für Personen mit amtlicher Todeserklärung; der Eintrag „x“ für alle anderen Personen, wenngleich es sich auch hier nahezu ausschließlich um Verstorbene handelt.

TODESORT: Ort des Ablebens der in lokalen Sterberegistern, Gedenk- und Totenbüchern des jeweiligen Konzentrationslagers aufscheinenden Person.

TODESDATUM: Das Datum des Ablebens vor dem Stichtag 8. Mai 1945 wird hier nur angegeben, wenn es aus den Quellen eindeutig hervor geht (z. B. aus dem Sterberegister Auschwitz bzw. Todfallaufnahmen der Konzentrationslager). Alternativ dazu wird häufig der 8. Mai 1945 als Sterbedatum angegeben. Quellen hierfür sind Todeserklärungen und Sterbeurkunden der lokalen Standesämter bzw. des Sonderstandesamts Bad Arolsen sowie die jeweiligen Gedenk- und Totenbücher der Konzentrationslager. Zudem kann häufig das Datum der Ankunft in Auschwitz als Todesdatum angenommen werden. Ankunftsdaten und Todeserklärungen nach 1945 finden hier allerdings keine Berücksichtigung.

MEMO: Zusatzinformationen zu den sich aus den herangezogenen Quellen ergebenden unterschiedlichen Angaben zu Geburtsdaten sowie zur Häftlingsnummer und zum Deportationsverlauf.

Schreibweisen und Ergänzungen

Die Groß- und Kleinschreibung betreffend wurden in einzelnen Feldern die vom DÖW übermittelten Daten geändert. Die gängigen Namenszusätze (Niederländisch: de, ten, van, van’t; Französisch: de, de l’, du, de la; Italienisch: di, del, dello, della, dei, delle, da, dal usw.) wurden ebenso wie die Zusätze bei Genanntnamen (Vulgo- oder Aliasnamen – z.B. recte/false, vulgo/alias) generell klein geschrieben. Auch die Abkürzungen in den Feldern Name bzw. Mädchenname – wie „vh.“ für „verheiratet“ und „vw.“ für „verwitwet“ – folgen dieser Logik.

Die DÖW-Datenbank verzichtet bei der Schreibung von Orts- und Straßenbezeichnungen auf Sonderzeichen. Daher wurden, um im Datenfeld „letzter Wohnort“ eine aktualisierte Orts- und Straßensuche zu ermöglichen, diese, wie weiter oben beschrieben, in eckigen Klammern ergänzt.

Weitere Informationsquellen

Die Datenbank zu Häftlingen in Auschwitz kann auch als Grundlage für weitere Recherchen genutzt werden. Um tiefergehende Nachforschungen zu ermöglichen, sei hier eine Auswahl an Datenbanken und Institutionen genannt:

  • Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes – doew.at Zahlreiche Datenbanken (wie oben beschrieben) mit zum Teil biografischen Angaben.
  • Findbuch für Opfer des Nationalsozialismus des Nationalfonds der Republik Österreich – http://www.findbuch.at
    Das Findbuch ermöglicht die Suche nach Personen und Unternehmen in über 200.000 Datensätzen von Archivbeständen zu NS-Vermögensentziehungen und österreichischen Restitutions- und Entschädigungsmaßnahmen von kooperierenden Archiven. Darüber hinaus wird auch eine Suche in mehr als 25.000 Seiten digitalisierter historischer Adressbücher und Amtskalender und Literatur angeboten.
  • Zentrale Datenbank der Holocaustopfer der internationalen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem – https://yvng.yadvashem.org/

Rund 4,800.000 der circa sechs Millionen Juden, die von den Nazis und ihren Helfershelfern ermordet wurden, wird hier ein Denkmal gesetzt. Die Datenbank enthält Informationen zu Opfern des Holocaust: zu denen, die ermordet wurden, zu vielen, deren Schicksal noch nicht geklärt ist, sowie zu einigen, die überlebt haben.

  • Database for Holocaust Survivors and Victims des United States Holocaust Memorial Museum (USHMM) – https://www.ushmm.org/online/hsv/person_advance_search.phpUmfassende Datenbank zu Opfern und Überlebenden, die während des Zweiten Weltkrieges vom NS-Regime verfolgt wurden (unter Einbeziehung zahlreicher Opfergruppen).
  • Arolsen Archives. International Center on Nazi Persecution – https://arolsen-archives.org/ Gegründet als Internationaler Suchdienst bzw. International Tracing Services des Roten Kreuzes, bieten die Arolsen Archives eine der größten Sammlungen von Informationsquellen zu Opfern und Überlebenden des Holocaust. Die Sammlung umfasst Informationen zu über 17,5 Millionen Personen.
  • Auschwitz-Häftlinge – http://auschwitz.org/en/museum/auschwitz-prisoners/Neben bibliografischen Informationen zu Häftlingen in Auschwitz sind jene Bestände beschrieben, aus denen die Informationen zur jeweiligen Person stammen.

Weitere Personen-Datenbanken finden sich auf den Webseiten folgender Gedenkstätten:

Informationsgehalt und biografische Recherchen

Die Informationen, die direkt aus der Datenbank zu Häftlingen in Auschwitz abgerufen werden können, betreffen neben biografischen Recherchen zu Einzelpersonen auch die Möglichkeit gruppenbezogener Abfragen bezüglich Wohnorte und Deportationsverläufe. Damit lassen sich Abfragen zu einzelnen Orten, Straßenzügen oder Wohnhäusern durchführen bzw. die Deportationswege nach Auschwitz nachverfolgen. Bei der Recherche zu Einzelpersonen sind zudem Kurzbiografien erstellbar. Die im vorherigen Kapitel beschriebenen weiteren Informationsquellen, die vorhandene weiterführende Literatur und lebensgeschichtliche Aufzeichnungen können unterstützend herangezogen werden.

Die Recherchemöglichkeiten in der Datenbank zu Häftlingen in Auschwitz werden anhand der drei Auschwitz-Überlebenden Ella Lingens, Ceija Stojka und Walter Fantl-Brumlik kurz vorgestellt, die darüber hinaus im Band 6 der Serie „Erinnerungen – Lebensgeschichten von Opfern des Nationalsozialismus“ (hrsg. vom Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus, Wien 2021) enthalten sind:

Für die Medizinstudentin Ella Lingens (geb. Reiner, 18.1.1908 in Wien) lassen sich aus der Datenbank einige persönliche Informationen ablesen. Ihr letzter Wohnort war in Wien 8, Piaristengasse 54. Am 20.2.1943 kam sie nach ihrer Gestapo-Haft in Wien nach Auschwitz, ehe sie am 2.12.1944 in das KZ Dachau überstellt wurde, wo sie die Befreiung erlebte. Weiterführende Informationen sind neben ihrer eigenen Publikation „Als Ärztin in Auschwitz und Dachau“ (2008) und den „Erinnerungen“ (Band 6, 2021) beispielsweise über die Spurensuche des DÖW bzw. über einen Artikel zu „Gerechte unter den Völkern“ auf der Yad-Vashem-Website zu finden.[4]

Ceija Stojka (Margarete Horvath-Stojka) kam am 23.5.1933 in Kraubath an der Mur in der Steiermark zur Welt. Gemeinsam mit ihrer Mutter Maria „Sidi“ (geb. Rigo), ihrer Schwester Mitzi und den Brüdern Karl (geb. 20.4.1931), Johann „Mongo“ (geb. 20.5.1929) und Josef „Ossi“ (geb. 1935) wurde sie 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Ceija Stojka überlebte die KZ Auschwitz-Birkenau, Ravensbrück und Bergen-Belsen. Ihren Lebensweg beschreibt sie 1988 in ihre Autobiografie „Wir leben im Verborgenen. Erinnerungen einer Rom-Zigeunerin“ sowie in den „Erinnerungen“ (Band 6, 2021). In „Reisende auf dieser Welt. Aus dem Leben einer Rom-Zigeunerin“ (1992) erzählt sie von dem Leben nach ihrer Befreiung und ihrer Beziehung zur Musik. 2005 berichtet sie in „Träume ich, dass ich lebe? Befreit aus Bergen-Belsen“ über die letzten Monate im KZ Bergen-Belsen.

Walter Fantl-Brumlik (geb. 6.3.1924 in Bischofstetten) hatte mit seinem Vater Arthur, seiner Mutter Hilda (geb. Tichler) und seiner Schwester Gertrude vor der Deportation der Familie von Wien nach Theresienstadt in einem so genannten Judenhaus mit Sammelwohnung in Wien 2, Große Mohrengasse 38 zu wohnen. Für ihn und seinen Vater kam am 28.9.1944 die Überstellung nach Auschwitz-Birkenau, wo er in einem Außenlager Zwangsarbeit als Schlosser leisten musste. Mutter und Schwester folgten den beiden am 9.10.1944. Seine drei engsten Familienangehörigen, Vater, Mutter und Schwester, wurden in Auschwitz ermordet. Walter Fantl-Brumlik überlebte einen Todesmarsch und wurde von der Roten Armee im KZ Blechhammer befreit. Im Buch „Überleben: Der Gürtel des Walter Fantl“ (2018) und in den „Erinnerungen“ (Band 6, 2021) wird sein Lebensweg beschrieben.

Wie für diese drei Beispiele lässt sich auch für viele weitere in der Datenbank aufscheinende Personen eine personenbezogene Abfrage samt einer Kurzbiografie erstellen. Dadurch wird die Erinnerung an diese Menschen wachgehalten.

[1] Brigitte Bailer, Gerhard Ungar, Die namentliche Erfassung der österreichischen Holocaustopfer. In: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.), Opferschicksale. Widerstand und Verfolgung im Nationalsozialismus. Jahrbuch 2013, Wien 2013, S. 63–73.

[2] Gerhard Ungar, Erhebung, Erfassung und Bearbeitung der Quellen. In: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.), Schwerpunkt: Namentliche Erfassung von NS-Opfern. Jahrbuch 2007, Wien 2007, S. 30–36.

[3] Ebenda.

[4] Ella Lingens, Als Ärztin in Auschwitz und Dachau. In: Wolfgang Benz, Angelika Königseder (Hrsg.), Das Konzentrationslager Dachau, Berlin 2008, S. 458–461. Siehe auch in der DÖW-Online-Datenbank und bei Yad Vashem zu „Ella Lingens“: https://www.doew.at/result (abgerufen am 4.8.2021) sowie https://yadvashem.org/yv/en/exhibitions/righteous-auschwitz/lingens.asp (abgerufen am 4.8.2021).