Alois Brunner

(Nádkút/Rohrbrunn 1912 – unbekannt): Organisator der Judendeportationen

Mitarbeiter der Zentralstelle für jüdische Auswanderung 1938 bis 1941, ab 1942 deren Leiter, Organisator der Deportationen aus Wien, Berlin, Saloniki, Frankreich und der Slowakei

Der burgenländische Bauernsohn Alois Brunner, geboren am 8. April 1912 im damaligen Ungarn, absolvierte nach Volks- und Bürgerschule eine kaufmännische Lehre in Fürstenfeld. Nach eigenen Angaben verlor er seine Stelle jedoch, nachdem er 1931 der NSDAP sowie der SA beigetreten war. Bereits im September 1933 verließ er Österreich, um in der „Österreichischen Legion“, einer nationalsozialistischen paramilitärischen Einheit aus österreichischen Exilanten im Deutschen Reich, Karriere zu machen. 1938 kehrte er zurück, trat der SS bei und wurde im November der Zentralstelle für jüdische Auswanderung zugeteilt. Noch im selben Jahr lernte er dort seine Frau kennen und zog mit ihr in eine „arisierte“ Villa in Döbling.


Zuerst als rechte Hand Adolf Eichmanns, später als Leiter der Zentralstelle dessen Nachfolger, organisierte Brunner ab 1941 die Deportationen der Wiener Jüdinnen und Juden an die Orte des nationalsozialistischen Massenmords. Am 9. Oktober 1942 meldete er, dass Wien „judenfrei“ sei. Als Spezialist für die Transporte in die Vernichtung wurde er danach in Berlin eingesetzt, ab Februar 1943 in Saloniki, danach in Drancy, einem Sammellager für die französischen Jüdinnen und Juden in der Nähe von Paris. Unterstützt vom Vichy-Regime, wurde Alois Brunner ab Herbst 1943 auch mit der Deportation der Jüdinnen und Juden aus Südfrankreich betraut. Ab September 1944 leitete er das KZ Sered in der Slowakei.


Alois Brunner gelang es 1945 unterzutauchen. Bis 1954 lebte er unter falschem Namen in Essen, in Deutschland, flüchtete jedoch aus Europa, nachdem er von zwei französischen Gerichten in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden war. Als „Dr. Georg Fischer“ lebte er unbehelligt in Damaskus und arbeitete dort als Vertreter sowie als Waffenlieferant und Informant des syrischen Geheimdienstes. Die österreichischen Behörden kümmerten sich nur nachlässig um seine Auslieferung nach Österreich, obwohl Brunner sogar von Journalisten aus Österreich und Deutschland besucht wurde. 1961 und 1980 wurden zwei Briefbomben-Attentate auf ihn verübt.


Ab den 1990er-Jahren intensivierten sich die Bemühungen, Brunner vor ein europäisches Gericht zu stellen, doch scheiterten sie an den syrischen Behörden beziehungsweise auch daran, dass sich Brunner nun offenbar versteckte. Bis heute ist nicht ganz klar, wann Alois Brunner gestorben ist, wahrscheinlich ist 2001 sein Todesjahr. Brunner blieb zeitlebens Antisemit und brüstete sich gegenüber anderen mit seiner Beihilfe zur Ermordung von Hunderttausenden Jüdinnen und Juden.

Literatur

Georg Hafner, Esther Schapira, Die Akte Alois Brunner, Frankfurt am Main 2000.

Hans Safrian, Die Eichmann-Männer, Wien/Zürich 1993.

Hans Safrian, Eichmann und seine Gehilfen, Frankfurt am Main 1997.

Gabriele Anderl, Dirk Rupnow, Die Zentralstelle für jüdische Auswanderung als Beraubungsinstitution, Wien/München 2004 (= Veröffentlichungen der Österreichischen Historikerkommission. Vermögensentzug während der NS-Zeit sowie Rückstellungen und Entschädigungen seit 1945 in Österreich, Band 20/1).