Maximilian Grabner

(Wien 1905 – Krakau 1948): Der „Herrgott von Auschwitz“

Leiter der Politischen Abteilung, Mai 1940 bis November 1943

Maximilian Grabner wurde am 2. Oktober 1905 in Wien geboren und erlernte den Beruf des Forstgehilfen. Nach dreijähriger Dienstzeit beim österreichischen Bundesheer wurde er 1930 Polizeibeamter und stieg bald zum Kriminalbeamten auf. Am 1. September 1932 trat er der NSDAP bei, wenige Monate nach dem „Anschluss“ auch der SS. Ab November 1939 arbeitete Grabner für ein halbes Jahr als Kriminalsekretär bei der Geheimen Staatspolizei von Kattowitz. Im Mai 1940 trat er seine Stelle als Leiter der Politischen Abteilung im neu errichteten KZ Auschwitz an. Seine Aufgabe war die des Polizeichefs innerhalb des Lagers, zuständig für Fehlverhalten und Bestrafung der Häftlinge, Fluchten und Lagerwiderstand. Weiterhin Mitarbeiter der Gestapo, war er in Auschwitz lediglich dem Kommandanten unterstellt.

Grabner errichtete in Auschwitz ein Regime der willkürlichen Grausamkeit, skrupellosen Gewalt und Folter. Seine Abteilung, in der auch Wilhelm Boger tätig war, war zuständig für den „Todesblock“, in dessen Keller sich der „Bunker“, das Lagergefängnis des Stammlagers, befand und in dem Grabner Standgerichtsverfahren unter seinem Vorsitz durchführen ließ. Tausende Häftlinge wurden nach der Verurteilung oder den „Bunkerselektionen“ an der „Schwarzen Wand“ zwischen Block 10 und 11 erschossen. Viele verhungerten oder erstickten in den Zellen. Wegen seines arroganten Auftretens und seiner vermeintlichen Allmacht gaben Häftlinge Grabner den Beinamen „Herrgott von Auschwitz“. Am 1. Dezember 1943 wurde Grabner durch eine gerichtliche Kommission unter der Leitung des SS-Richters Konrad Morgen abgesetzt und verhaftet. Nach mehreren Monaten musste er sich vor einem SS- und Polizeigericht in Weimar wegen der eigenmächtigen Tötung von Häftlingen, aber auch wegen Korruption und Diebstahls verantworten. Der Prozess wurde aber vertagt und Grabner wieder Mitarbeiter der Gestapo in Kattowitz, später noch in Breslau.

Nach der Befreiung tauchte Grabner unter und arbeitete bei einem niederösterreichischen Bauern, wurde aber verraten und von Heinrich Dürmayer, dem letzten Lagerältesten von Auschwitz und nunmehrigen Leiter der österreichischen Staatspolizei, persönlich verhaftet. In den darauffolgenden Verhören stellte sich Grabner selbst als Opfer des Nationalsozialismus dar, an dem er nur aus Rücksicht auf seine Familie mitgewirkt habe. Da Polen seine Auslieferung forderte, wurde Grabner im Juli 1947 nach Krakau überstellt, wo er am 22. Dezember im Zuge des Krakauer Auschwitz-Prozesses zum Tode verurteilt wurde. Am 24. Jänner 1948 wurde Grabner hingerichtet.

Literatur

Ernst Klee, Auschwitz. Täter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde. Ein Personenlexikon, Frankfurt am Main 2013.

Hermann Langbein, Menschen in Auschwitz, Frankfurt am Main/Berlin/Wien 2016.

Aleksander Lasik, Die Organisationsstruktur des KL Auschwitz, in: Wacław Długoborski, Franciszek Piper (Hrsg.), Auschwitz 1940–1945. Studien zur Geschichte des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz. Band I: Aufbau und Struktur des Lagers, Oświęcim 1999.

Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau (Hrsg.), Auschwitz in den Augen der SS, Oświęcim 1992.

Christiane Rothländer, Endbericht „Österreicher und Österreicherinnen in der Konzentrationslager-SS Auschwitz-Birkenau. Eine Untersuchung zu Quantität und Sozialstruktur. Wien, unveröffentl. Manuskript 2018.